Heimatrunde
Google-Maps-Koordinaten des ersten Punktes:
50.908214, 8.537530
Biedenkopf, meine Heimat
Einmal tief in die Biedenkopfer Kultur eintauchen. Entlang der 11 km langen Wanderung gewähren Biedenkopfer Einblicke in ihre Kultur und regionale Eigenarten - zum Beispiel zum berühmten Brauch des Kartoffelbratens. Zum Abschluss der Wanderung lädt die rote Bank am Steinbruch zum Verweilen mit verträumtem Schlossblick ein.
Expertenvideos zur
Heimatrunde
Lippershardt
Das Brauchtum des Kartoffelbratens schmecken lernen
Hallo, mein Name ist Andy Bodenbender. Ich bin seit vielen Jahren Bratmeister in Biedenkopf und heute hier an der schönen Hütte Lippershardt. In Biedenkopf gibt es zehn weitere solcher Hütten. Sie werden jeweils von einer Grenzgangsmännergesellschaft und den anhängenden Burschenschaften in Stand gehalten und betrieben.
Aber nun zum Kartoffelbraten, worüber ich eigentlich mit euch reden möchte. Das Kartoffelbraten ist eine sehr beliebte und alte Tradition bei uns. Wie sich jeder denken kann ist das Kartoffelbraten aus der Kartoffelaussaat entstanden und wurde in Biedenkopf verfeinert. Das Feuer, welches am besten mit Buchenholz gemacht wird, steckt der Bratmeister in der Frühe an. Je nach Besucherzahl des Kartoffelbratens und der nötigen Feuergröße kann dies bereits morgens um 5.00 oder 6.00 Uhr geschehen.
Traditionell kommen die Kartoffeln gegen 13.00 Uhr aus der Feuerglut und werden als erster Gang des Tages verzehrt. Hierfür wird zuvor die Glut auseinander geteilt und nach 15 Minuten Abkühlung werden die Kartoffeln für 30 Minuten in die offene Glut gelegt. Diesen Vorgang nennt man „Schwitzen lassen“. Nach dem Schwitzen werden die Kartoffeln mit der Glut bedeckt und nochmals 30 Minuten gebraten. Traditionell werden zu den Kartoffeln Herings-, Rettich- und Zwiebelsalate gereicht. Nach den Kartoffeln gibt es gegen 15:00 Uhr den zweiten Gang. Dies ist traditionell „Quetschekuche“, vermutlich besser bekannt als Pflaumenkuchen. Um 17:00 Uhr gibt schon den dritten Gang. Dann gibt es leckere Hackbraten aus dem Feuer. Diese isst man einfach in einem Brötchen. Zum Abschluss gegen 19:00 Uhr gibt es Knobelinchen – also Mettwürstchen - aus dem Feuer. Diese werden ebenfalls in einem Brötchen gereicht. Zwischendurch und hinterher darf das kühle Bierchen natürlich nicht fehlen und wer mag trinkt einen eiskalten Kümmel dazu.
In diesem Sinne Prost und noch eine schöne Wanderung in unserem schönen Wald!
Wiesengrund
Ruhepause, Genuss und Poesie für die heimatverliebten Sinne
Liebe Wanderfreunde, mein Name ist Earl Kolbe und ich bin stolzer Biedenkopfer. Meine freie Zeit verbringe ich gerne auf Biedenkopfs Waldplätzen. Wir befinden uns gerade in der Hütte zum schönen Wiesengrund und ich lade euch dazu ein, die wunderschöne Natur hier gemeinsam mit mir zu genießen und euren Gedanken einfach mal treiben zu lassen.
Im schönen Wiesengrund
Nach Tagesstress und Alltagsfrust
Lockt mich zu mancher Stund
Die Heimatlieb ́und Wanderlust
Zum schönen Wiesengrund!
Ach Herz, wie bist Du hier so frei,
Dem Ohr schmeichelt ein Rauschen
Aus waldesgrünem Allerlei
Dem möcht ́ich ewig lauschen!
Und still sitz ich vorm Waldplatzhaus,
Von Männerhand errichtet,
Erfreut hab ich vom Jäger Klaus
Schnell auch ein Werk gesichtet.
Aus Malerhand grüßt dort der Mohr
Mit Wettläufern umgeben,
Erinnerung bricht da hervor,
Der Grenzgang, er soll leben!
Und kurz die Augen nur geschlossen
Gerate ich ins Träumen,
Hab schöner nie den Tag genossen,
Als unter diesen Bäumen.
Drum, Wandrer, lass Dir nicht entgehen,
Des Wiesengrunds Idylle,
Lass Dich von Waldeslust umwehen
In ungetrübter Stille!
Wald im Wandel
Der Stadtwald im Zeitraffer der Geschichte
Hallo Wanderfreunde, ich begrüße euch hier auf dem Weg zum Staffel. Mein Name ist Lars Wagner und ich bin Forstamtsleiter in Biedenkopf, welches für den weit überwiegenden Anteil der Wälder hier in der Region, inklusive des Stadtwaldes mit über 3000 Hektar Waldfläche, verantwortlich ist.
Geschichtliche Überlieferungen belegen, dass der Biedenköpfer Stadtwald in einem alten Laubholzgebiet liegt. Wie in vielen Regionen Hessens befanden sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts auch die Wälder im hessischen Hinterland in einen trostlosen Zustand. Bedingt durch Übernutzungen im Rahmen von Köhlerei, Brennholznutzung und Waldweide waren viele ehemals dichte Laubholzflächen kahl und devastiert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begannen umfangreiche Bemühungen die kahlen Waldflächen wieder zu bepflanzen. Hierbei spielte die Baumart Fichte, wie zur damaligen Zeit üblich, eine große Rolle. Auf den meisten Flächen gelangen die Fichtenanpflanzungen, so dass der Nadelholzanteil im Stadtwald stetig anstieg.
Bedingt durch die Extremwetterjahre 2018, 2019 und 2020 sind die Wälder auf einigen Flächen Sturm, Käfer und Trocknis zum Opfer gefallen. Der Klimawandel ist auch im Stadtwald Biedenkopf angekommen und offenbart teils katastrophale Anblicke an einigen Waldorten. Insbesondere die Fichte ist auf vielen Waldflächen ausgefallen und musste zwangsläufig als Schadholz geerntet werden um den wertvollen Rohstoff Holz zu retten.
Die „Wiederbewaldung“ der Freiflächen ist eine Herkulesaufgabe für uns Forstleute in den nächsten Jahren, wenn nicht sogar Jahrzehnten. Aber gerade der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Wald als dynamisches System betrachtet werden muss und immer Veränderungen unterlegen hat.
Die Entwicklung der Schadensflächen wird hin zu naturnahen, gemischten Wäldern gehen. Der Nadelholzanteil wird wieder zurückgehen. Bei der aktiven Entwicklung der wiederzubewaldenden Flächen wird sich stärker wie früher an natürlich ablaufenden Prozessen orientiert werden müssen, um stabile und zukunftsfähige Wälder zu etablieren. Baumarten wie Bergahorn, Kirsche, Birke, Weißtanne und Douglasie werden hierbei eine wichtige Rolle einnehmen und es bedarf vor allem eins – Zeit!
Einige Waldflächen werden sich natürlich verjüngen, an manchen Stellen wird man die Naturverjüngung mit weiteren Baumarten anreichern müssen, um die Wälder fit für den Klimawandel zu machen. Auf Flächen wo sich keine oder nur unzureichende Naturverjüngung einstellt wird gepflanzt werden müssen. Hierbei gibt es jedoch nicht die eine Baumart, sondern ein Mix aus, an den jeweiligen Standort angepassten, unterschiedlichen Baumarten.
Ich wünsche euch auf der Wanderung viel Freude an der wundervollen Vielfalt unserer Wälder!
Staffel
An der Kreuzung zu den Stadtteilen
Liebes Wandervolk, ich bin Felix Cyriax, hier in Biedenkopf aufgewachsen und lebe liebend gerne hier. Biedenkopf, mit seinen etwa 13.700 Einwohnern, ist ein Luftkurort und nirgends spürt man das so herrlich, wie in unserer Natur. Unsere Heimat war bis 1974 Kreisstadt und ist seit jeher eng verbunden seinen 9 Stadtteilen. Der Staffel, auf dem wir uns hier befinden, verdeutlicht dies mit seiner 7-fachen Wegesgabelung besonders gut. Zu Fuß, zu Pferd oder mit dem Rad lassen sich von hier Dexbach & Engelbach, Eckelshausen, Katzenbach & Kombach, die Kernstadt Biedenkopf oder die Sackpfeife, von der man Wallau, Breidenstein und Weifenbach überblickt, wunderbar erreichen.
Bevor ihr auf der BID-Tour Wanderung weitermarschiert oder doch einen anderen Weg einschlagt, lade ich euch dazu ein einen Moment hier zu verweilen und den Moment zu genießen. Die Hütte wurde übrigens 1958 unter Förster Mengehenn erbaut und 1982 durch Förster Anders grundsaniert. In diesem Sinne, viel Spaß bei uns!
Forstarbeit
Der Wald zwischen Erholung und Arbeit
Hallo Wanderfreunde, ich begrüße euch hier am Oberen Eschenberg.
Ich bin Frank Stähler, Büroleiter im Forstamt Biedenkopf, das den wunderschönen Wald in unserer Heimat betreut.
Gerade in den „Corona-Jahren“ wurde deutlich wie wichtig der Wald, auch im ländlichen Raum, für die Bevölkerung ist. Hier finden Menschen Erholung, Ruhe und Zuflucht. Besonders der Biedenkopfer Stadtwald, mit einer Vielzahl von Erholungseinrichtungen und einer grandiosen Landschaft, lädt dazu ein. Wir, das Forstamt Biedenkopf, betreuen und pflegen unseren Stadtwald. Wir pflanzen Bäume, ernten den wertvollen und natürlichen Rohstoff Holz, achten besonders auf die naturschutzfachlich hochwertigen Biotope und pflegen letztendlich auch die Waldwege in unseren Wäldern, die von Waldbesuchern genutzt werden.
Aufgrund massiver Absterbeerscheinungen einiger Baumarten ist es häufig nötig aus Gründen der Verkehrssicherung Bäume entlang von Wegen zu entnehmen. Dies geschieht zur Sicherheit der Waldbesucher ist aber natürlich keine Garantie dafür, dass nichts passieren kann. Wir Forstleute reden hier von waldtypischen Gefahren mit denen jeder rechnen muss. Das Betreten des Waldes geschieht für jedermann auf eigene Gefahr!
Bei den notwendigen forstlichen Betriebsarbeiten werden Wege genutzt und unweigerlich auch einmal durch unvermeidbare Maschineneinsätze etwas verschlammt. Wir bitten um Verständnis, wenn temporär einmal ein Weg beeinträchtigt oder aufgrund forstlicher Betriebsarbeiten gesperrt ist. Ein kleinerer Umweg bringt manchmal unerwartet schöne Aus- und Anblicke in unseren Wäldern.
Im Übrigen: Wusstet ihr, dass allein im Biedenkopfer Stadtwald jährlich bis zu 100.000 Euro in die Waldwegeinfrastruktur investiert werden?
Dies ist nötig um bei Unfällen oder Waldbränden schnell Hilfe leisten zu können. Ebenso auch um denjenigen Besuchern Waldspaziergänge zu ermöglichen, die auf besser ausgebaute Waldwege angewiesen sind.
Ich wünsche noch einen tollen Wandertag auf verschlungenen Pfaden und Steigen im Biedenkopfer Forst. Oder eben auch Spaziergänge auf gut gepflegten Waldwegen.
Jeder so wie er es mag.
Steinbruch
Auf der roten Bank zurücklehnen, den Blick genießen und poetisch verweilen
Felix Scholz:
Siehst du Biedenkopf dort liegen?
Siehst du, wie das Tal sich legt?
Wie die Wasser sich sich verbiegen,
Wenn die Lahn sich stumm bewegt?
Siehst du uns’re grünen Wälder?
Siehst du diesen dunklen Tann?
Wie man dort die weiten Felder
Auch von hier erkennen kann?
Siehst du dort die alten Mauern?
Siehst du, wie die Burg sich hebt?
Wie sie alles überdauern,
Was ein Menschenkind erlebt
Hast du es noch nicht gesehen,
Bring ich dich zum Eschenberg
Lasse dich am Steinbruch stehen
Und dann schau auf dieses Werk
Felix Scholz ist Autor von "Tod in Marburg"